An die Verantwortung des Verbunds für die Forschung knüpfen sich eine Reihe von Aufgaben. Zum einen ist es eine Verpflichtung zur Förderung des Nachwuchses », dessen Förderung im SFB 1280 große Aufmerksamkeit gewidmet wird. Daneben gibt es Themen, die nicht für sich selbst sprechen können: Der richtige Umgang mit Forschungsdaten, ein stetiger Anwendungsbezug unserer Forschung, Open Science und das Thema Tierversuche.
Die „Grundsätze guter wissenschaftlicher Praxis“ » der DFG beschreiben einen nationalen Standard, der das Selbstverständnis sich kritisch reflektierender Forschung regelt. Lege artis zu arbeiten heißt methodisch vorgehend auf technisch höchstem Stand, sowie alle Ergebnisse nachhaltig dokumentierend und selbstkritisch diskutierend und ist in der Forschung angewandtes Recht und Pflicht wissenschaftlicher Autonomie. Der SFB 1280 verankert diese Regeln über alle Ebenen des Forschungsverbunds hinweg.
Die Daten aus 18 Teilprojekten an vier Standorten effizient und sicher auszutauschen ist eine Herausforderung. Die Integration und Metaanalyse der teils grundverschiedenen Datensätze, von der Beobachtung des Maus-Verhaltens bis zu einem Human-EEG, eine andere.
Deshalb sind im Datenmanagement-Rat des SFB » sowohl Mitglieder aller Statusgruppen und aller Standorte des SFBs als auch Mitglieder der Fokusgruppen und des Projekt INFs vertreten. Gemeinsam erarbeitet dieses Gremium den notwendigen Rahmen und Standards für die Datenerfassung, -dokumentation und -weitergabe im SFB unter Berücksichtigung der FAIR-Prinzipien. Dabei nehmen die Fokusgruppen eine wichtige Lotsenstellung ein, da sie Forschungsdaten aus allen anderen Teilprojekten sammeln, verarbeiten und auswerten. Das Projekt INF entwickelt Workflows für die Qualitätssicherung von Forschungsdaten im SFB sowie für deren Speicherung und Sicherung für mind. 10 Jahre in der zentralen Infrastruktur der RUB.
Aus diesem Abstimmungsprozess entwickelte sich eine Policy für das Forschungsdatenmanagement » (FDM) im SFB, der alle Projektleitenden im September 2021 zustimmten. Vorangetrieben, formuliert und ausgearbeitet wurde sie vom Projekt INF in Zusammenarbeit mit dem Datenmanagement-Rat in mehreren Feedback-Schleifen mit allen SFB-Forscher:innen.
Die Policy verweist auf eine dynamische interne Wissensbasis », so dass spezifische Vorgaben im Hinblick auf sich ändernden Bedürfnisse der Forschenden sowie Entwicklungen in der Community angepasst werden können. Sie umfasst ethische und rechtliche Auflagen, einschließlich Datenschutz, Open Science, Datendokumentation und -organisation, Qualitätssicherung, Zusammenarbeit und gemeinsame Nutzung von Daten sowie Archivierung der Arbeit des SFB.
Nachhaltigkeit im FDM des SFB wird durch die Anwendung von etablierten Standards und der Mitentwicklung an institutionellen, technischen Lösungen gewährleistet. So speichern Experimente mit bildgebenden Verfahren ihre Daten mit Hilfe der Brain Imaging Data Structure (BIDS). Zudem enthält das zentrale Metadatenschema des SFB ein Mapping auf die etablierte bibliographische Standards DublinCore und DataCite was auch in der MetaDataApp des SFB » umgesetzt ist.
Das Projekt INF unterstützt für den SFB als Use Case den Aufbau des RUB-eigenen Forschungsdatenrepositoriums »,das das Management von Forschungsdaten gemäß der FAIR Prinzipien, sowie deren Sicherung für 10 Jahre nach DFG Vorgaben und die öffentliche Publikation der Forschungsdaten erlauben wird. Dabei werden alle FDM-Aktivitäten des SFB 1280 in enger Zusammenarbeit mit der zentralen Arbeitsgruppe Forschungsdatenmanagement der RUB » durchgeführt und sind mit internationalen FDM-Gemeinschaften auf dem Gebiet der Neurowissenschaften vernetzt.
„Open Science bedeutet, die Instrumente des digitalen Zeitalters für gute wissenschaftliche Praxis zu nutzen und dadurch Qualitätssicherung, effiziente Weiterverarbeitbarkeit, Transparenz und inklusive Zugänglichkeit zu stärken.“
(UNESCO, 2020)
Der SFB 1280 setzt sich nachdrücklich für Open Science ein (s. Forschungs-datenmanagement Policy des SFB ») und verfolgt dafür verschiedene verwandte Ansätze wie z.B. „Open Access“, „Open Software“ und „Open Data“ d.h. die unentgeltliche und öffentliche Bereitstellung von Publikationen, Forschungssoftware und Forschungsdaten. Auf der Forschungsdaten-plattform Zenodo.org ist der SFB 1280 mit einer Community Website » vertreten. Zukünftig werden dort die Open Science Contributions des SFB 1280 gesammelt.
Darüber hinaus sind alle Forscher:innen des SFB angehalten ihre Hypothesen und Experimentplan im Voraus zu registrieren („Präregistrierung“). Dabei müssen alle Open Science Aktivitäten im SFB immer den hohen Anforderungen des Datenschutzes, die ethischen und rechtlichen Rahmenbedingungen berücksichtigen (z.B. bei Patientendaten).
Daher erarbeitet die Arbeitsgruppe Open Science des SFB gemeinsam mit dem Projekt INF » Open Science Best Practices im SFB. Das Projekt INF berät SFB Forscher:innen zu Open-Science-Standards der Community und entwickelt technische Workflows für die einfache und nachhaltige Veröffentlichung von Forschungsdaten und Software.
Forscher:innen des SFB sind sowohl lokal als auch überregional zum Thema Open Science vernetzt (z.B. German Reproducibility Network » und Interessensgruppe IGOR der Deutschen Gesellschaft für Psychologie »).
Seit Anfang 2023 organisieren die Nachwuchswissenschaftler des SFB den regelmäßigen Journal Club „ReproducibiliTEA“ » um verschiedene Themen, Arbeiten und Ideen zur Verbesserung der Wissenschaft, der Reproduzierbarkeit und der Open-Science-Bewegung zu diskutieren. Weitere Informationen zum Journal Club gibt es auf der Projektseite beim Center for Open Science ».
Die Arbeitsgruppe Open Science arbeitet stetig an der Verbesserung und Nutzung der Open Science Best Practices des SFB 1280.
Kontakt: sfb1280data@rub.de
Der monatliche Journal Club ReproducibiliTEA diskutiert Fragen wie:
Kontakt:
reproducibilitea@ruhr-uni-bochum.de
Der SFB 1280 erforscht Grundlagen des Lernens und Vergessens. Die meisten der Arbeitsgruppen untersuchen mit ihren Studien Abläufe auf grundlegender Basis, von der ungewiss ist, ob und wann diese Arbeit vielleicht einmal der Medizin zu einem Durchbruch verhilft. Der SFB 1280 denkt diese Zukunft bei seinem Handeln immer mit, allerdings entwickelt sich die Wissenschaft zu unvorhersehbar, als das ein konkretes Versprechen über den gesellschaftlichen Nutzen möglich wäre. Die Motivation der Grundlagenforschung bleibt in erster Linie ein Forschungsdrang nach Erkenntnis.
Jede Studie des SFB 1280 durchdringt ein sehr kleinteiliges Rätsel des Extinktionslernens. Bei dem Versuch das große Ganze zu lösen, stehen konkrete medizinische Anwendungen im Raum:
Angsterkrankungen sind das häufigste psychische Leiden der Europäer. Nach letzten Einschätzungen gibt es 61,5 Millionen an Ängsten erkrankte Menschen, bezogen auf eine Population von 514 Millionen (Wittchen et al., 2011 »). Ihr Leiden wird jedes Jahr mit Medikamenten im Wert von 74,4 Billionen Euro behandelt (Gustavsson et al., 2011 »).
Die Teilprojekte A06 » und A13 » arbeiten konkret an der Erforschung von Mechanismen der Furcht-Extinktion und neuen Möglichkeiten in der Phobietherapie.
Zwei von zehn Menschen empfinden ununterbrochen körperliche Schmerzen. Das Spektrum der chronischen Leiden ist groß, der Untere Rückenschmerz gehört zu den verbreitetsten Volkskrankheiten (Breivik et al., 2006 »). Durchschnittlich muss ein Schmerzpatient 15,6 Tage im Jahr der Arbeit fern bleiben, weil er körperlich nicht dazu in der Lage ist.
Die Teilprojekte A10 » und A11 » arbeiten konkret an der Erforschung von Prinzipien des Extinktionslernens im Rahmen von chronischen Schmerzen.
“Tierversuche sind in der biologischen und medizinischen Grundlagenforschung unverzichtbar – damit besteht ein klassisches Dilemma, da der Erkenntnisgewinn zum Wohl des Menschen mit der Belastung von Tieren verbunden ist.”
(Gerhard Heldmaier, Vorsitzender der Senatskommission für tierexperimentelle Forschung, DFG, 2016)
Im SFB 1280 gibt es Projekte, die komplexe Ursache-Wirkungs-Beziehungen bei Tieren untersuchen. Taube, Rabenkrähe, Ratte und Maus sind wertvolle Modellorganismen, an denen wir die Grundlagen des Lernens erforschen können.
Die Vorbedingungen für einen Tierversuch sind hoch: Jedes Experiment muss sehr detailliert geplant, vorbereitet und explizit pro Tier begründet werden, um durch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) genehmigt zu werden. Vor Ort werden die Studien durch die universitären Tierschutzbeauftragte betreut und durch das Veterinäramt streng kontrolliert.
Der Einsatz von Tierversuchen funktioniert nach dem 3R-Prinzip: Replacement, Reduction, und Refinement. 1959 von britischen Wissenschaftlern als Grundsatz experimenteller Arbeit veröffentlicht verpflichten sie die Anzahl der Tiere und der Versuche auf ein Minimum zu reduzieren (Reduction), ihre Belastung zu jedem Moment möglichst minimal zu halten (Refinement) und wo es nur geht alternative Methoden einzusetzen (Replacement).
Artikel – „Sind Tierversuche noch notwendig?“
Kritisches Feature im Deutschlandfunk
Video – “Tierleid für die Forschung – Brauchen wir noch Tierversuche?“
Kritisches Feature bei einer Dokumentation des Y-Kollektiv
Broschüre – „Tierversuche in der Forschung“ (englisch)
Infoheft der Deutschen Forschungsgemeinschaft
Website – „Tierversuche verstehen“
Informationsinitiative der Wissenschaft
Scientific Paper – „Die Taube als Modelspezies“ (englisch)
Artikel, warum die Abteilung für Biopsychologie der RUB mit Tauben arbeitet
Artikel – 8 Antworten zur Situation an der RUB
Antworten auf die zentralen Fragen zu Tierversuchen an der RUB